Touri-Programm in Rio de Janeiro

Rio – Copacabana, Caipi, Zuckerhut

Brasilien – was genau wissen wir eigentlich über Brasilien? Nun ja, da gibt es Caipirinha, knackige Mädels (und natürlich auch Jungs), außerdem haben sie da doch die Copacabana oder wie man im Ruhrpott sagen würde die Koppakabaana, ach und Fußball, natürlich spielen sie in Brasilien auch Fußball – dieses Jahr sogar ein bisschen mehr als in ganz gewöhnlichen Jahren.

Über Umweg von Panama nach Brasilien

Anfang März haben wir schon in Guatemala beschlossen, dass unsere Freunde Maurice und Nadine nicht ohne ihre Trauzeugen ihre große Hochzeits-/Abschiedsfeier (sie wandern nach Neuseeland aus) feiern dürfen und buchten kurzerhand und heimlich einen Gabelflug von Panama City nach Hannover und drei Wochen später weiter nach Rio de Janeiro. Dies war unsere günstigste Möglichkeit um auf den südamerikanischen Kontinent zukommen und damit stand nun auch fest, dass wir nicht wie eigentlich geplant von Norden nach Süden durch Südamerika reisen sondern eigentlich fast genau entgegengesetzt. Unser nächster Stop sollte also Brasilien werden, ein Land welches wir eigentlich gar nicht auf dem Radar hatten und das obwohl es so riesig ist …

Drei Wochen gehen schnell um und es waren einige großartige Momente in denen wir unsere Familien und Freunde mit unserem plötzlichen Auftauchen überraschen konnten – wähnten sie uns doch in Panama. Und da sind wir nun also wieder unterwegs und (machen wir uns nichts vor) der erneute Abschied viel uns fast noch schwerer als der vorangegangene. Drei Wochen Deutschlandurlaub waren dann irgendwie doch zu lang :)

Ihre geplante Ankunftszeit verzögert sich um … 24 Stunden?!

Am Flughafen in Hannover verlief alles wie geplant, Gepäck aufgeben, durch die Sicherheitskontrolle, rein in die Maschine, anschnallen auf die Plätze, fertig … Nach 30 Minuten (die Flugzeit nach Frankfurt liegt bei ca 40-45 Minuten) – wir hatten gerade unser obligatorisches Weinchen geleert – kam eine Durchsage wie wir sie bis dato auch noch nicht gehört hatten. „Meine Damen und Herren hier spricht Ihr Kapitän, ich melde mich leider mit nicht so guten Nachrichten: über Frankfurt herrscht eine Schlechtwetterfront, welche uns das Landen unmöglich macht, deshalb drehen wir jetzt um und fliegen zurück nach Hannover.“ Auf Englisch sagte er danach nochmals so ziemlich das selbe außer, dass die Worte „the weather fucked up“ fielen, was uns schon etwas belustigte … sagt man aber wohl so. Na herzlichen Glückwunsch, es geht zurück nach Hannover, den Flug nach Rio können wir dann wohl knicken und dann auch noch wegen schlecht Wetter, wer haftet bei sowas?

Nach der Landung wurden wir auf Kosten der Lufthansa im anliegenden Maritim einquartiert, konnten unseren Flug um einen Tag verschieben und haben auch noch für 60 € p.P auf Lufthansakosten gegessen. Dafür dass wir zwischenzeitlich schon ziemlich Schiss hatten, weil irgendjemand mit „das ist höhere Gewalt, da machen die gar nichts“ um die Ecke kam, hat sich doch alles zum Guten gewandt und 24 Stunden später ging es dann auch ohne Probleme weiter nach Rio.

In Rio angekommen gab es noch einen kurzen Schreckmoment als Ninas Rucksack der Meinung war als vorletztes Gepäckstück auf dem Gepäckband aufzutauchen. Da steht man fast ganz allein, alle anderen sind schon weg und ausgerechnet unser Rucksack soll fehlen? Schlussendlich war dann aber doch alles da und es konnte los gehen.

Auf zum Stadtteil Santa Teresa

Mit dem Bus ging es vom Flughafen in Richtung Gloria von wo aus wir uns zu Fuß auf den Weg zum Stadtteil Santa Teresa machten. Unsere schöne Unterkunft Alma de Santa (und auch der gesamte Stadtteil), liegen schön am Hang mit super Blick über die Stadt, dass wir um es zu erreichen 59 Stufen hochkraxeln durften, selbst mit unseren gewichtsoptimierten Rucksäcken eine große Freude.

Hatte ich schon erwähnt dass Rio uns mit Regen empfing? Den ersten Tag verbrachten wir (von einem kleinen 1-stündigen Ausflug ins Zentrum Santa Teresas abgesehen) nahezu komplett im Hostel, die 5 Stunden Zeitverschiebung sorgten aber immerhin dafür, dass wir früh schlafen konnten.

Copacabana und Ipanema

Für den zweiten Tag war erfreulicherweise Regen angesagt – HEY RIO, was ist da los? Wir machten uns also mit Regenjacke und Flip Flops bewaffnet auf den Weg. Den ersten Stop legten wir am Busbahnhof ein schließlich sollte es übermorgen weitergehen nach Sao Paulo. Erfreulicherweise wurde das Wetter etwas besser und während einer etwa einstündigen Busfahrt an die Copacabana wurde es sogar zeitweise sonnig.

Wenn man an einen berühmten Strand denken müsste würde einem wahrscheinlich recht schnell die Copacabana einfallen, der Grund dafür ist einfach handelt es sich hier doch um den berühmtesten Stadtstrand (also Strand in direkter Nähe zur Stadt) der Welt. Denkt man an die Copacabana denkt man recht wahrscheinlich auch an durchtrainierte halb nackte Menschen und brasilianische Musik. Ich hatte jedenfalls genau dieses Bild im Kopf. Nun hatte es bis vor ein paar Minuten immer mal wieder geregnet und so sahen wir eine ganz andere Copacabana. Kaum Menschen und so im ganz Allgemeinen hatte ich mir hier mehr Sommer erhofft (ja ich weiss selbst schuld, wenn man zum Winterbeginn in Brasilien ist). Die Copacabana liegt tatsächlich direkt an der Stadt also um genau zu sein direkt an mehrstöckigen Hotelkomplexen, alles was diese Hotels vom Strand trennt ist eine 4-spurige Straße und eine recht breite Promenade mit dem typischem Copacabana-Muster (ja wirklich das Muster ist ein ganz großes Erkennungsmerkmal der Copacabana). Der Strand ist schön und es ist auch wirklich toll, dass er direkt an der Stadt liegt, leider ist es aber für meinen Geschmack viel zu kommerziell und viel zu groß aufgezogen. Gleiches gilt auch für den Strand von Ipanema – schön aber zu viele Hotels in direkter Nähe. Wir spazierten also kurz an der Copacabana entlang, verzichteten aus Geiz auf einen 12 € Caipirinha und fuhren Abends mit der Metro zurück in Richtung Hostel.

Unser Date mit Jesus

Tag 3 in Rio heißt für uns früh aufstehen, immerhin soll das Wetter zur Abwechslung mal typisch brasilianisch werden. Wir haben uns für heute großes vorgenommen und wollen sowohl Christ the Redeemer als auch den Zuckerhut besuchen. Wir verlassen unser Hostel also schon gegen 7:30 Uhr um mit dem Bus Richtung Corcovado (der Berg mit der knapp 40 m hohen Jesusstatue) zu fahren. Unser Plan sah vor, dass wir mit der Bahn (eine der ganz wenigen Zahnradbahnen auf der Welt) bis zum Fuße des Herrn fahren wollten und von dort aus laufen. Es gibt 2 Wege nach oben, zum einen fahren Minibusse und zum anderen die besagte Bahn, preislich sollen sie sich wohl nichts nehmen, die Bahnfahrt soll allerdings etwas schöner sein. Wir fuhren mit dem Bus Richtung „Bahnhof“ mussten allerdings direkt nach dem Aussteigen feststellen, dass von hier allemal die Minibusse fahren. Ein freundlicher Herr bot uns die Fahrt dann auch für 22 R$ und zusätzlichen 20 R$ Eintritt an (umgerechnet ca 21 $ p.P) alternativ so sagte er könnten wir laufen, der Weg nach oben würde 1,5 Stunden und der Weg zur Bahn etwa 30 Minuten bergabwärts dauern. Uns kam der Preis zu diesem Zeitpunkt noch viel zu hoch vor und weil wir ja eh Bahn fahren wollten entschlossen wir uns also bergab zu spazieren. Nach ca. 10 Minuten hielt ein offener Jeep neben uns und ein freundlicher Herr fragte ob er uns denn wohl bis zur Bahn mitnehmen könnte. Klar, vielen Dank! Angekommen an der richtigen Bahnstation mussten wir dann schon einmal schlucken, kostet das Ticket doch schlappe 50 R$ (~25$) Einen Studentenrabatt gibt es hier auch nicht – bloß für brasilianische Studenten. Na dann eben ab zum Geldautomaten und hoch da. Die Zugstrecke errichtet mit Hilfe von schweizer Experten führt durch zum Teil dicht bewachsenen Dschungel und bietet immer mal wieder einen guten Blick über Rio. Oben angekommen hat man dann die Wahl ob man mit einem Fahrstuhl, mithilfe von Rolltreppen oder doch eher komplett auf sich gestellt in Richtung des Herrn spaziert. Wir entscheiden uns natürlich für den anstrengenden Weg. Glücklicherweise hält das Wetter und so haben wir nicht nur beste Sicht auf die Statue sondern auch über die ganze Stadt, bis hin zur Copacabana und zum Zuckerhut. Abschließend gilt wie immer: „Im Fernsehen sah der aber größer aus“ aber trotzdem lohnt sich die fahrt nach oben – allein schon wegen der grandiosen Aussicht. Mit uns befand sich auch eine Reisegruppe von Lidl auf dem Plateau – ihr Reiseführer rief sie immer liebevoll „Lidls hier entlang bitte“ Das aber nur am Rande. Nach 30-40 Minuten hat man dann aber auch alles gesehen und so machen wir uns auf den Weg nach unten (das Bahnticket ist immerhin für Hin- und Rückfahrt.)

Jesus schaut übrigens gen Osten, nicht etwa weil dort der Zuckerhut steht sondern weil dort wohl die meisten Schiffe vorbeifahren und er sie alle segnen möchte.

Der Zuckerhut

Auch der Zuckerhut oder auf brasilianisch (ja ich weiss dass es portugiesisch ist) Pão de Açúcar gehört zu den Top-Sehenswürdigkeiten von Rio de Janeiro und weil wir nunmal nicht so schnell wieder hier herkommen haben wir uns entschieden auch ihn noch zu besuchen, selbst wenn unser Tagesbudget schon lange ausgereizt war. Mit dem Bus fahren wir vom Fuße des Corcovado bis in Laufnähe des Zuckerhut. Nach 30 Minuten Fußmarsch erreichen wir die Bodenstation, von hier aus geht die Gondel in zwei Etappen bis rauf auf den Zuckerhut. Wir haben Glück und können dank weniger Touristen direkt Durchlaufen bis in die Gondel. Die Fahrt mit der Gondel kostet regulär 62 R$ (~ 31 €) Als Student zahlt man die Hälfte. Wir fahren also in einer relativ gut gefüllten Gondel bis zur Zwischenstation, steigen dort um und düsen auf den Zuckerhut. Ich muss sagen dass mir der Zuckerhut die letzten 2 Tage vorkam wie ein Scheinriese (je näher man kommt umso kleiner wird er … und im Fernsehen, sieht er ja eh immer gigantisch aus), jetzt wo wir uns aber auf dem Weg zu ihm befinden wirkt er ganz und gar nicht mehr klein, er wirkt um ehrlich zu sein sogar größer als man ihn sich von Bildern vorstellt. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er verglichen mit „normalen“ Bergen verhältnismäßig schmal ist, zumindest für seine Höhe. Oben angekommen bietet sich uns bei klarer Witterung (genau wie Christ the Redeemer, liegt auch der Zuckerhut regelmäßig in relativ dichten Wolken) ein wirklich atemberaubender Blick über nahezu ganz Rio, wir sehen die Copacabana, den Strand (und den Rest) von Ipanema, den hinter der Stadt stehenden Jesus und vieles mehr – hier kann man wirklich viel Zeit verbringen sei es nun einfach nur um den Blick über die Stadt zu genießen oder aber auf der anderen Seite seinen Blick über den Südatlantik streifen zu lassen und wie Jesus die Vorbeifahrenden Schiffe zu grüßen.

Rio ist definitiv eine Reise wert, wir kommen gerne noch einmal wieder, mit ein bisschen mehr Zeit und wohl auch erst nach der WM oder besser noch nach Olympia.

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