Zwischen Wasserfällen und Kaffee-Fincas

Im Dschungel von Minca

Im Dschungel der Serra Nevada de Santa Marta zwischen Wasserfällen und Kaffee-Fincas liegt Minca. In nur 14 Kilometern Entfernung zu Santa Marta findet man diese kleine Oase mit angenehm mildem Klima. Während der Ort früher für seine Guerilla-Aktivitäten berüchtigt war zieht er heute überwiegend Naturliebhaber und Erholungsuchende an.

Ein holpriger Weg nach Minca

Nachdem uns die Luftfeuchtigkeit an der Küste so zu schaffen gemacht hatte klang Minca noch viel vielversprechender als ohnehin schon. Der Ort wird nur mit Sammeltaxis angefahren, sobald sich 4 Personen gefunden haben geht es los. Wir sind guter Dinge als wir ankommen und sehen, dass offensichtlich schon zwei Personen warten. Unser Gepäck wird direkt auf dem Dach des Jeeps festgezurrt und nach und nach kommt immer mal wieder etwas an Gepäck und Lebensmitteln hinzu, wir sollen noch warten. Irgendwann verabschieden sich unsere zwei potenziellen Mitfahrer wieder. Mehr Lebensmittel finden den Weg in den Kofferraum, denn wenn ein Wagen nach Minca fährt bedeutet das auch meist immer eine Lieferung für die kleinen Shops im Ort. Nach etwa einer Stunde finden sich noch zwei Deutsche ein die gern nach Minca möchten und nach dem Verladen des Gepäcks geht es auch schon (vielleicht etwas überladen) in Richtung Minca. Die Straßen sind nicht wirklich gut und stark gewunden, aber holprig bahnen wir uns unseren Weg.

Nach etwa 30 Minuten passieren wir eine kleine Brücke und sind im “Zentrum” von Minca – Zentrum ist evtl. etwas zu gut gemeint, ist es doch eigentlich nur eine einzige Straßengabelung. An dieser Gabelung vor einem kleinen Geschäft endet unsere Fahrt, denn bis zu unserer Unterkunft würde es kein Fahrzeug schaffen. Nachdem wir unsere Rucksäcke wieder auf den Schultern haben schlagen wir den Weg zu unserer Rechten ein und gehen bis zur Dorfkirche, rechts von ihr führt ein Weg entlang mit einem Schild “Casa Loma” und dort wollen wir hin!

Casa Loma – atemraubend.

Etwa 15 Minuten geht es nun für uns einen schmalen Pfad hinauf, teilweise auf ungleichen Stufen und teils einfach über holprigen Boden. Auch wenn es nicht so schwül ist wie an der Küste ist es immer noch sehr warm und auch die Luftfeuchtigkeit ist nicht zu verachten. Schnaubend und verschwitzt erreichen wir unser Ziel und sind nicht nur aus Erschöpfung sprachlos – Die Aussicht ist unfassbar schön! Der Himmel ist so klar, dass wir bis nach Santa Marta und zur Karibik blicken können.

Jay, einer der beiden Besitzer, begrüßt uns freundlich und nachdem wir etwas verschnauft haben zeigt er uns die verschiedenen Zimmer aus denen wir wählen können. Neben den zwei Gebäuden in denen die Zimmer von Casa Loma untergebracht sind finden sich ein paar Stufen oberhalb gelegen weitere Cabanas und eine größere Hütte, die unter dem Namen “La Loma” geführt werden. Wir sind sofort begeistert von den kleinen runden Cabanas die nur knapp 20 Euro pro Nacht kosten – die paar extra Stufen nehmen wir gern in Kauf.

Nachdem wir unser Gepäck in unserem neuen Zuhause untergebracht haben freuen wir uns auf eine erfrischende Dusche. Die Duschen und Toiletten sind nur ein paar Schritte entfernt von unsrer Hütte und halb offen, so können wir beim Duschen in den Dschungel gucken … ok ich muss mich dafür auf Zehenspitzen stellen. Ja und die Dusche ist dann tatsächlicher erfrischender als wir uns das vorgestellt hatten, denn hier duschen wir mit aufgefangenem Regenwasser und so wie die Tanks stehen bekommen sie nur wenig Sonnenlicht ab. Aber gut, das schult uns im super schnellen Blitz-Duschen und um so schöner ist es sich anschließend in einen Pullover zu kuscheln.

Wanderung mit Platzregen

An einem Morgen beschließen wir mit insgesamt 8 Leuten in einer australisch-niederländisch-deutschen Konstellation die Gegend zu erkunden. Es gibt verschiedene Wege zu Wasserfällen die sich dich direkt aus Minca aus ansteuern lassen und es gibt den großen Loop, einen Rundgang der sowohl Wasserfälle als auch tolle Aussichten mit einschließt und für den man etwa 6-8 Stunden einplanen sollte. Der australisch-niederländische Teil unserer Gruppe möchte nur bis zum ersten Wasserfall der etwa eine Stunde entfernt liegt, Micha und Chistian aus Deutschland haben sich den ganzen Loop vorgenommen, Jan will wenn schon denn schon die ganze Runde mitnehmen, ja und ich würde das gern nach dem ersten Teil der Strecke entscheiden. Also los geht es erstmal zum ersten Wasserfall.

Der Weg hat durchgehend eine leichte Steigung, ist aber nicht weiter anstrengend. Wir überqueren einen Fluss, kommen an einigen kleinen Bambuswäldern vorbei und sehen einige tolle exotische Pflanzen ehe wir den Wasserfall erreichen. Wir zahlen unseren “Eintritt” von etwa 1 $ an die dort lebenden Einheimischen und schmeißen uns direkt in das erfrischende Wasser. Ein bisschen Planschen und ein paar Fotos und weiter soll es gehen.

Nun trennt sich also unser Grüppchen und natürlich machen wir beiden uns mit auf den großen Weg hinauf bis zum “Los Pinos”, dem höchstgelegenen Punkt dieses Rundwegs. Auf etwa halber Strecke zwischen dem ersten Wasserfall und Los Pinos soll die Finca “La Semilla” liegen, das klingt viel versprechend denn das Frühstück ist schon ein Weilchen her und so langsam bekomme ich Hunger. Der Weg wird nun eindeutig schlechter und teilweise schlagen wir uns durch dichteres Geäst, aber immerhin ist der Weg noch gut erkennbar. Wir erreichen die Finca mit einigen Gästezimmern und freuen uns, dass uns schon der Geruch von Essen in die Nasen steigt. Als wir allerdings nachfragen folgt schnell Ernüchterung, sie haben nichts für uns und können uns nur Getränke anbieten. Wir bestellen jeder einen Saft und hoffen, dass dieser erstmal den Hunger stillt. Mit unseren Getränken kommt allerdings auch ein heftiger Regen. Es gießt wie aus Kübeln und wir sind uns sicher, dass der Weg weiter hinauf nicht besser wird. Während Christian und ich eher dafür plädieren umzukehren wollen Jan und Micha die Runde zu Ende laufen. Auf Nachfrage in der Finca heißt es zunächst, dass der kommende Weg unglaublich steil wäre, im folgenden Gespräch wird der Weg aber immer harmloser und letztendlich … ja als der Regen nachlässt geht es für uns weiter bergauf.

Der Weg ist matschig, rutschig und so gar nicht nach meinem Geschmack. Wenn zu einer starken Steigung auch noch Rutschigkeit hinzukommt macht es ja auch nicht mehr so richtig Spaß – dazu hab ich Hunger. Es regnet immer wieder leicht und wir verschwinden langsam im Nebel. Hier oben muss man Glück haben um eine gute Aussicht zu genießen, da das Wetter meist ganz anders ist als im Tal. Wir haben kein Glück.

Und zu allem Überfluss setzt wieder ein ordentlicher Platzregen ein. Nach einer kleinen Ewigkeit sehen wir mal wieder ein Gebäude, eine alte Kaffeefinca … nichts wie hin dort. Als wir näher kommen sehen wir schon eine runzelige alte Omi im Fenster lehnen, sie lächelt einladend. Wir fragen, ob wir uns unter ihrem Vordach unterstellen dürfen und natürlich dürfen wir das. Jan entdeckt eine Bananenstaude, doch diese Bananen sind nicht zu verkaufen, wir bekommen sie geschenkt. Dazu gibt es von ihrem Mann noch eine Tasse Cafe Tinto, Kolumbiens traditionellen, super süßen Kaffee aus eigenem Anbau. Die beiden bitten uns trotz unserer matschigen Schuhe in ihr Haus und wir nehmen die Einladung gerne an. Die Frau ist recht schwer zu verstehen, aber irgendwie verstehen wir uns mit Händen und Füßen doch. Sie kann nur schlecht laufen und war schon ewig nicht mehr im Dorf. Als sie hört das wir bis zu Los Pinos hinauf wollen bekommt sie große Augen, sie nimmt meine Hand und sagt, dass wir doch bitte umkehren sollen, der Weg würde zu rutschig werden. Wir versichern ihr das wir aufpassen und sie sich keine Sorgen machen soll. Ein wenig beunruhigt ist sie dennoch. Als der Regen nachlässt machen wir uns wieder auf den Weg und verabschieden uns herzlich bei der Dame und ihrem Mann.

Eine tolle unerwartete Begegnung! Was für ein Glück, dass dieser Regen eingesetzt hat ;-)

Der Weg wird nicht wirklich schlimmer, aber er bleibt gleich schlimm. Wir rutschen und schliddern den Berg hinauf und können nichts von der grandiosen Aussicht genießen, da alles voller dichtem Nebel liegt. Wir erreichen Los Pinos, dem Ort von dem ein unglaublicher Ausblick versprochen wird und sehen einen schönen weiß-grauen Verlauf vor uns. Von hier aus geht es nun nur noch bergab – und das fast durchgehend auf einer richtigen Straße!

Der Weg zurück dauert etwa 2 Stunden und ist natürlich viel entspannter. Die Becken von Pozo Azul lassen wir leider aus, da Christian und Micha heute Abend noch einen Bus erwischen müssen. Ein paar Tage haben wir ja noch um hier hin zurück zu kommen, immerhin sind es nur 45 Minuten von Minca aus.

Die restlichen Tage verlaufen dann allerdings doch anders als wir uns das ausgemalt hatten. An zwei Tagen regnet es fast ununterbrochen und an dem einzig guten verbleibenden Tag liege ich krank im Bett … So viel hätten wir gern noch gesehen, stattdessen haben wir die meiste Zeit in und um unsere Unterkunft herum verbracht. Schade, aber um so mehr ein Grund um wiederzukommen!

Solltet Ihr Fragen zu diesem Bericht oder zu unserer Reise im Allgemeinen haben freuen wir uns über eure Fragen und Kommentare!

Kommentare
4 kommentare zu “Im Dschungel von Minca”
  1. Stefan sagt:

    Hallo ihr beiden,

    Wir liegen gerade in santa marta im hostel masaya auf der dachterasse und erholen uns bei gefuehlten 35 bis 40 grad von unserem stadtbesuch in bogota (grafitti tour! Montserate! ). Beim gedanken was wir als nächstes machen sollen und ob minca nen stop wert ist etc. bin ich auf eure seite gestossen – und habe mal ganz kolumbien und ecudor gelesen. Spannend und wirklich nett geschrieben. Da es nett ist sowas auch mal zu erfahren, lass ich euch mal diesen kommentar hier. Macht ihr das aus reinem privaten interesse oder gibt es da ein “refinanzierungsmodell”;) ?
    Wie auch immer – danke fuer das teilen eurer infos . Euch noch eine schoene reise – mal sehen wo es uns in dennächsten 6 wochen noch so verschlägt!?

    Gruss stefan ( und anika)

  2. nina sagt:

    Hallo Stefan,

    vielen lieben Dank für deinen Kommentar damit hast du uns wirklich den Tag versüßt! Wie schön, dass du uns gefunden hast und wir vielleicht sogar etwas bei der Planung helfen konnten.

    Unser ursprünglicher Anstoß für die Seite war Familie und Freunde auf dem Laufenden zu halten und für uns um nicht den Überblick zu verlieren (quasi als Online-Tagebuch), aber wenn wir in irgendeiner Form anderen Reisenden da draußen bei der Planung helfen können ist das natürlich ein großartiges Gefühl!! Ein Refinanzierungsmodell gibt es nicht – Sponsoren dürfen sich gern melden ;)

    Hat es euch nun nach Minca verschlagen? Wie sieht eure Route weiter aus?

    Liebe Grüße aus Sydney,
    Nina

  3. Michaela sagt:

    Hey ihr beiden!

    Haben den Bericht gerade erst entdeckt!
    Da werden wunderschöne, warme Kolumbienerinnerungen wach :)
    Wir rätseln gerade, wohin wir eigentlich am gleichen Tag noch den Bus erwischen mussten.

    Bei uns hier in Tokoroa, Neuseeland-Nordinsel, ist gerade sehr winterlich.
    Wir hoffen, ihr habt euch gut wieder in Deutschland eingelebt.

    Liebe Grüße,
    Christian + Micha

    • nina sagt:

      Ihr beiden, nun hab ich grad erst Euren Kommentar gelesen …

      Seid Ihr nicht nach Baranquilla um von dort nach Bogota zu fliegen?! Ach schön war’s …
      Wie lang seid Ihr noch in Neuseeland unterwegs? Wir würden ja sofort wieder hin und ein neuseeländischer Winter ist ja sicher auch mal nett ;-)

      Eine gute Reise noch und kommt heil nach Hause!
      Ganz liebe Grüße

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