Wein, Oliven und Schokolade

Mit dem Rad durch Maipú

Wir erreichen Maipú morgens mit dem Bus und schon als wir aussteigen fliegt uns ein bekannter Duft in die Nase: Es riecht nach Wein – Jap, hier sind wir richtig!

Maipú liegt etwa 40 Minuten außerhalb des Zentrums von Mendoza City und ist der ideale Ort um sich einen Überblick der regionstypischen Köstlichkeiten zu verschaffen. In Maipú findet man in einem 10 km Radius nahezu alles was das Gourmet-Herz höher schlagen lässt – ideal um alles mit dem Rad zu erkunden.

Entlang der „Hauptstraße“ durch den Ort gibt es mehrere Fahrradverleiher, die um das Geschäft mit en Touris buhlen. Wir mieten unsere Drahtesel bei Mr. Hugo – einem der bekanntesten Fahrradverleiher vor Ort. Für knapp 7 € pro Rad erhalten wir nicht nur eine übersichtliche Karte der einzelnen Bodegas, Restaurants, Olivenfarmen etc. sondern auch einige Rabattcoupons.

Bodega Domiciano

Bestens ausgestattet machen wir uns auf Empfehlung Mr. Hugos zuerst auf den Weg zur Bodega Domiciano, einer kleinen familiengeführten Bodega am Rande Maipús. Für 35 Argentinsiche Pesos bekommt man hier eine kleine informative Tour durch die Bodega inklusive Weinverkostung. Anders als die meisten Bodegas wird bei Domiciano ausschließlich nachts geerntet, so haben die Trauben angeblich den meisten Geschmack, zusätzlich wird der Ausschuss an transportbedingten Beschädigungen durch die Sonne niedrig gehalten. Nach einem Blick in den mit zur Zeit 10 Weinfässern überschaubaren Weinkeller und 3 ausgezeichneten Weinen machen wir uns gegen 11 Uhr auf den Weg zu einer nahegelegenen Olivenfarm.

Entre Olivo

Angekommen bei Entre Olivo stellen wir zu unserer Freude fest, dass nicht nur allerlei Olivenprodukte (Nina hätte das schon gereicht) sondern auch Schokolade, Brotaufstrich und allerlei verschiedene Schnäpse hergestellt werden. Nach den vorangegangenen 3 Gläsern Wein machen wir uns zu allererst über das bereitgestellte Baguette und die verschiedenen Aufstriche her. Von süß bis würzig und von Marmelade bis Senf gibt es hier für jeden etwas. Im Anschluss probieren wir 4 Schokoladen aus hauseigener Produktion, ehe es für jeden noch 2 kleine Absackerschnäpse gibt. Maipú gefällt uns mit jedem Hausbesuch besser :-)

Bodega Trapiche

Inzwischen ist es halb 1 und wir müssen uns ein wenig ranhalten, schließt doch eine der größten Bodegas „Trapiche“ gegen 14 Uhr seine Pforten für Touristen. Mit dem stetigem Blick auf die Anden und der Sonne im Gepäck erreichen wir das imposante Trapiche-Gelände gegen halb 2. Schon von außem wird einem bewusst, dass diese Bodega eine ganz andere Nummer ist und man sie auf keinen Fall mit einer der kleinen Familienbodegas vergleichen kann. Wir erreichen das Firmengebäude über eine ca 300 m lange Einfahrt inklusive Pförtner. Neben dem Weg stehen „Schau-Weinstöcken“ und Olivenbäume. Auch die Besucheranmeldung erinnert an einen industriell geprägten Betrieb – inklusive Imagefilm und Empfangsdamen.

Das Betriebsgebäude erinnert von außen an eine kleine Burg oder wenigstens an einen sehr herrschaftlichen Landsitz komplett aus roten Ziegeln – schick und ganz anders als die bisherigen Bodegas auf unserem Weg. Auch bei der Führung merkt man, wie groß die Trapiche Bodega ist, wenn nicht an dem perfekt englisch-sprechenden Guide, dann spätestens daran, dass sie früher eigens für die Weinpruduktion verlegte Bahngleise betrieben um Buenos Aires zu versorgen oder daran, dass hier der Weinkeller aus über 1000 Fässern besteht.

Während sich Domiciano mit 80 Hektar Anbaufläche begnügt kommt Trapiche inzwischen auf über 1050 Hektar. Nach der Führung steht auch hier das Probieren auf dem Programm, für jeden 4 Weine – natürlich rein im Sinne der Wissenschaft.

Beer Garden Maipú

Brasilien hat es inzwischen geschafft, sich gegen Chile in die Verlängerung zu retten und wir beschließen erstmal in einem nahegelegenem Biergarten einzukehren und etwas zu essen. Es gibt wie so oft in Argentinien eine Mozzarella-Pizza, das nahezu einzig vegetarische Produkt weit und breit. Chile verliert unverdient im Elfmeterschießen und wir machen uns auf zur nächsten Bodega (das Fahrrad hat 7 € gekostet, da will man auch möglichst viel mitnehmen).

Bodega Mevi

Mr. Hugo hatte uns noch ein paar weitere kleine Familien-Bodegas etwas weiter außerhalb empfohlen und so radeln wir vorbei an Weinfeldern und durch schicke Alleen bis wir die Bodega Mevi erreichen. Hier wird uns nur eine spanische Tour angeboten, diese entpuppt sich aber als die interessanteste am ganzen Tag und das obwohl wir hier wohl am wenigsten verstehen und dementsprechend wenig Fragen stellen.

Bei dieser Familien-Bodega werden wir wirklich von einem Familienmitglied durch den Betrieb geführt. Jorge erklärt in einer ruhigen und gelassen Art (wie man sich einen Weinbauern so vorstellt) wie der Wein hier veredelt wird, weshalb gerade Mendoza perfekt für den Weinanbau geeignet ist und wie seine Familie zum Weinanbau kam. Später führt er uns durch den Produktionsprozess, erklärt Maschinen und den Reifeprozess im Holzfass. Wir sind überrascht, wie viel Handarbeit hier noch in den Wein gesteckt wird, wird doch jede Flasche beispielsweise noch von Hand etikettiert und mit einem Korken versehen.

Bei 3 weiteren Gläsern Wein und einem traumhaften Ausblick über Weinfelder bis zu den Anden, fällt uns ein weiteres mal auf wie schön es in Argentinien ist und wie glücklich wir seien können diese Reise unternommen zu haben.

Zufrieden und ganz leicht angeschwippst machen wir uns mit dem Rad auf den Weg zurück zu Mr. Hugo auch wenn es inzwischen halb 8 ist und er eigentlich nur bis 7 geöffnet hat empfängt er uns freundlich, schenkt uns erst Limonade ein und später noch eine Flasche Wein.

Mit dem Bus geht es zurück ins Hostel wo wir von Juan Carlos auch schon erwartet werden. Mit seiner Aussage: „Jeder der in Maipú die Weintour macht kommt abends glücklich und zufrieden zurück nach Mendoza“ sollte er recht behalten. Maipú, wir sehen uns wieder.

Kommentare
3 kommentare zu “Mit dem Rad durch Maipú”
  1. Marina sagt:

    Na da gibt´s ja wohl nicht nur den Fleisch-Himmel in Argentinien, sondern wohl auch noch den Wein-Himmel. Ich bezweifele das ihr da noch hättet Fahrrad fahren dürfen. Schon nach der Hälfte des Berichts hatte ich entschieden das das Rad besser stehen bleiben sollte. So ist das wenn die Erziehungsberechtigten tausende von km entfernt sind. :) Wie waren denn die Kopfschmerzen am nächsten Morgen??? Schöner Bericht, schöne Bilder……..Danke :) :)

    • nina sagt:

      Kopfschmerzen? Das waren Qualitätsweine da passiert so etwas nicht ;-) Und wir hatten ja auf halber Strecke diese schöne fettige Pizza, die hat alles absorbiert …

  2. Nadine sagt:

    Ich schließe mich Marina an! Schon nach der Hälfte des Berichts kommt die Frage auf, wie ihr die nächsten Bodegas überhaupt noch visuell erfassen geschweige denn mit Aufrechterhaltung von Gleichgewichtssinn und Koordination der Gliedmaßen ansteuern könntet!

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